Kalte Duschen halten Tischtennis-Opa fit
Ernst Weyland vom STV Barßel nimmt mit 85 Jahren noch immer an Punktspielen teil
Ernst Weyland sitzt in seinem Wohnzimmer und tippt auf seinem Smartphone. Auf diesem klickt er sich durch die aktuellsten Tischtennis-Ranglisten. Um eine Eingabe zu machen, muss der Barßeler manchmal zweimal das Display berühren - sein Zeigefinger ist zu groß und zu kräftig für die kleinen Zeichen auf dem Bildschirm. Wenn Weyland seinen Jahrgang eingibt, dann tauchen in der Internet-Rangliste niedersachsenweit nur sieben weitere Spieler auf. Der Barßeler ist nämlich schon stolze 85 Jahre alt - spielt aber immer noch aktiv Tischtennis beim STV Barßel.
Über die Jahrzehnte haben sich zahlreiche Urkunden, Medaillen und Pokale angesammelt. Die meisten Trophäen liegen gut verpackt in Kartons im Keller. „Wir wollen sie demnächst mal hochholen, auspacken, aufstellen und alle mal fotografieren“, sagt Weylands Ehefrau Tilla. Sie begleitet ihren Mann zu den größeren Wettkämpfen - wie beispielsweise zu den Weltmeisterschaften. Ernst Weyland nahm 2002 in Luzern und 2006 in Bremen an der Senioren-WM teil. In Luzern belegte er den 33. Platz im Einzel - von rund 280 Teilnehmern in seiner Klasse.
Hinzu kamen Teilnahmen an Europameisterschaften und Deutschen Meisterschaften sowie zahlreiche Erfolge auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene. Besonders stolz ist der pensionierte Schneidermeister über seine beiden Landesmeistertitel von 2013 und 2014. Während er über seine Erfolge spricht, zeigt er die große Trophäe von 2014 - die steht nämlich im Wohnzimmer neben dem Fernseher.
Um fit zu bleiben, hat der 85-Jährige so seine Tricks: „Ich gehe täglich eiskalt duschen und mache seit 30 Jahren verschiedene Gymnastikübungen hier im Wohnzimmer“, sagt er. Einmal in der Woche geht er zudem zur Wassergymnastik. Bei gutem Wetter unternimmt er mit seiner Frau ausgiebige Radtouren.
Die ersten Versuche an der grünen Platte machte Weyland als Jugendlicher in Vechta, wo er seine Schneiderlehre begann. „Das war aber alles just for fun“, sagt er. Die Liebe zum Tischtennis-Sport entflammte erst später. 1964 schloss er sich dem Sportverein Elisabethfehn an. Gespielt wurde damals in Schulklassen. „Wir haben einfach die Tische zur Seite gestellt und dann trainiert“, erinnert sich Weyland, der mit der Mannschaft die darauffolgende Saison 1965/66 mit dem Kreismeistertitel abschloss.
Als die Turnhalle an der Marienschule in Barßel gebaut wurde, rief der STV im Oktober 1968 eine eigene Abteilung ins Leben - und Ernst Weyland übernahm die Leitung, die er bis 1984 inne hatte.
Die Tischtennis-Abteilung entwickelte sich rasant. Zum wahren Tischtennis-Boom kam es 1969, als der mehrfache Landesmeister Hans Michailoff vom damaligen Deutschen Mannschaftsmeister VFL Osnabrück einen Trainingstag beim STV Barßel unternahm. Im Kreisverband Cloppenburg und darüber hinaus hatte der kleine STV einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Einst spielte das Verbandsklasse-Damenteam in der Relegation gegen Berlin um den Aufstieg.
Ernst Weyland, der selbst drei Kinder und sechs Enkel hat, kümmerte sich bis vor ein paar Jahren als Trainer und Betreuer um die Jugend beim STV. Unter anderem fuhr er den Nachwuchs zu den Auswärtsspielen. „Heute freue ich mich, wenn die jungen Leute gegen mich gewinnen“, sagt er und lächelt.
Bis heute nimmt Weyland am Punktspielbetrieb teil. Er tritt für die 3. Mannschaft des STV Barßel an, die aktuell ungeschlagener Spitzenreiter in der 2. Kreisklasse ist und jüngst Kreispokalsieger in der Herren-E-Klasse wurde. In der Rangliste aller Tischtennisspieler des Internetportals myTischtennis.de ist Weyland in seinem Jahrgang 1933 die Nummer eins in Niedersachsen, bundesweit belegt er Platz fünf.
Die vielen Daten schaut er regelmäßig auf seinem Smartphone nach. Weyland ist zudem bei „Whatsapp“ aktiv. Über diesen Nachrichtendienst hält er Kontakt zu seiner Familie. Besonders freut er sich, wenn er Fotos von seinen Enkeln zugeschickt bekommt. Ab und zu schreibt er auch etwas über seine Tischtennis-Erfolge. „Das mache ich aber eher selten“, sagt Ernst Weyland bescheiden.
Text: Maren Stritzke - Ausgabe General-Anzeiger vom 17. Januar 2019
Der General-Anzeiger stellt jeden Donnerstag einen Sportler der Woche vor. Dieser kann ein besonders erfolgreicher Athlet sein, aber auch ein Trainer oder Betreuer, der wertvolle Arbeit leistet.